Montag, 12. Januar 2009

Wörtlich genommen: die stille Einlage

Nach dem von den Medien als Teilv**staat****ung interpretierten Einstieg des Bundes bei der Commerzbank versuchen Politiker die Wogen zu glätten. Der Staat werde trotz des 1,8 Milliarden Euro teuren Aktienkaufes keinen Einfluss auf die Bankgeschäfte nehmen und sehr bald wieder aussteigen - "sobald die akute Notlage überstanden ist", so Bundeskanzlerin Merkel.

Die Commerzbank selbst schätzt das allerdings völlig anders ein. Sie geht von einer längerfristigen Beteiligung des Bundes als Großaktionär aus. Vorstandschef Blessing sagte, er rechne nicht damit, dass die Regierung ihren 25-Prozent-Anteil in den nächsten zwei bis drei Jahren wieder verkauft.

Ein weiterer eklatanter Widerspruch, bei dem vorsichtshalber von den übrigen 16,4 Milliarden Euro gar nicht erst die Rede ist. Denn wer weiß schon so genau (oder auch nur in etwa), was aus diesen Steuergeldern werden wird. Passenderweise heißt dieser Teil des Staatsinvestments auch "stille Einlage".

Einsichten und Weisheiten zum Jahreswechsel

Nach einem turbulenten Jahr scheinen einige rund um Weihnachten doch zur Besinnung gekommen zu sein. Das lässt für 2009 auf deutlich mehr Realitätssinn hoffen. Nicht nur im wissenschaftlichen, sondern auch im alltäglichen Bereich.

Sinnbildlich dafür stehen ein sehr ernstes Zitat von Jean Pisani-Ferry* und eine unterhaltsame anonyme Investment-Abrechnung.

"Die Krise sollte uns Wirtschaftswissenschaftler demütig machen, uns vor Augen führen, wie viele Fehler wir machen können. Wir haben diese verheerende Krise trotz Erfahrungen, etwa in Asien Ende der 90er Jahre, nicht vorhergesehen und den Finanzmärkten zu viel zugetraut. Ich habe mir nicht vorstellen können, dass der freie Kapitalmarkt bei der Einschätzung der Risiken so versagt."

"Wer vor 18 Monaten Commerzbank-Aktien für 1 158,48 Euro kaufte, der hat jetzt noch 312,79 Euro übrig und vermutlich seine Nerven verloren. Hätte man dagegen vor 18 Monaten 1 158,48 Euro in [Markenname] Pils investiert, dann hätte man jeden Tag ein Bier trinken können, hätte den Regenwald gerettet [durch die Spendenaktion der Marke] und hätte zudem heute noch Leergut im Wert von 223,20 Euro."

In diesem Sinne: Prosit Neujahr!

* einer der einflussreichsten Makro-Ökonomen Europas, Leiter des Brüsseler Think Tanks Bruegel (!), VWL-Professor an der Uni Paris-Dauphine, Berater der EU-Kommission und des französischen Präsidenten