Dienstag, 19. Mai 2009

Schönes Bild mit weißem Fleck

Peter Bofinger hat sich viel Mühe gegeben und im SPIEGEL in Teilen Großartiges zu Papier gebracht. Er fordert unter drei spannenden Teilüberschriften eine internationale Banken-Schufa, eine Verschärfung der Eigenkapital-Vorschriften und eine staatliche europäische Rating-Agentur:
  • Licht an! Die Notwendigkeit einer internationalen Banken-Schufa
  • Tempo drosseln! Eigenkapitalvorschriften verschärfen
  • Ab zum Finanz-TÜV! Die Notwendigkeit einer staatlichen europäischen Rating-Agentur
Allerdings ist eine Ecke noch sehr weiß und damit das Gesamtbild alles andere als vollendet!

Vergessen (oder aus taktischen Gründen erstmal absichtlich weggelassen?) hat der im Gegensatz zu seinen Kollegen sehr kritische Wirtschaftsweise, dass das Auto (Banken) sich leider gar nicht an die von ihm vorgeschlagenen Geschwindigkeitsbegrenzungen auf der verlockend breiten und immer weiter anwachsenden Rennstrecke (Geldvermögen) halten können. Denn entweder verfügen Sie über einen speziellen Tempomat, der die Geschwindigkeit ständig steigert. Wenn kein Tempomat eingebaut ist, werden sie abgewrackt (feindliche Übernahme) und durch ein Modell mit Tempomat ersetzt.

Speziell ist der Tempomat (Wachstumszwang), da er zum einen für eine exponentielle statt lineare Steigerung der Geschwindigkeit sorgt und überhaupt keine Bremsfunktion kennt. Halbautomatische Blitzer (staatliche Aufsicht) helfen da nicht viel weiter und irgendwann sind dann auch die stärksten Leitplanken (staatliche Finanzspritzen) durchbrochen.

Würde Bofinger sein Gemälde (und damit den oftmals destruktiven Zins) noch um eine konstruktive Umlaufsicherung ergänzen, wäre es ein Meisterwerk!

PS: Vielleicht regt ihn ja die erstaunliche Zeitungslektüre in diesen Tagen dazu an.

Huhn oder Ei - Mensch oder System?

Was war zuerst? Was ist die Ursache? Diese Fragen stellen sich immer wieder, wenn man sich mit neuen Wirtschafts- und Lebensmodellen befasst. Viele behaupten dann einfach: Der Mensch ist eben so: von Natur aus gierig. Da kann man nichts machen.

Interessant ist da der Ansatz von Neuroökonomen, über die die taz berichtet: "Die Logik dahinter lautet: Nicht das System ist defekt, sondern ein paar Exemplare des Homo Sapiens ticken nicht richtig. Aber was kaputt ist, kann man reparieren. So arbeiten der nobelpreisverdächtige Professor Ernst Fehr und seine Kollegen in Zürich an Empathie-Trainingsprogrammen, damit Manager den Sprung vom Ich zum Wir schaffen."

Warum gibt es eigentlich so gut wie keine Wissenschaftler, die das ebenfalls im Artikel ausgemachte grundlegende Problem des Wachstumszwangs erforschen? Was, wenn die Gier vom System verursacht ist und keine menschliche Ur-Eigenschaft?

Das "Denkwerk Zukunft" stellt laut taz einige interessante Fragen zum Thema:

"Wie können unter Globalisierungsbedingungen (also dem Zwang zur globalen Kooperation) folgende Politikziele ohne (weltzerstörendes) Wachstum erreicht werden: Vollbeschäftigung, intakte Umwelt, Generationengerechtigkeit, Bildung, Forschung, Innovation ..., soziale Sicherheit, soziale Gerechtigkeit, öffentliche Daseinsvorsorge ...? Welche neuen Verhaltensweisen und welche konkreten politischen Rahmenbedingungen sind hierfür notwendig?"

Dem dafür mitverantwortlichen Professor Meinhard Miegel sei wie auch den Neuroökonomen zunächst mal ein Literaturstudium empfohlen (zum Beispiel hier), denn diese Fragen haben sich einige Menschen mit mehr Vorstellungskraft bereits gestellt - und sie haben überzeugende Antworten anzubieten.

Donnerstag, 7. Mai 2009

Es werden immer mehr...

Nach VWL-Standardbuchautor Mankiw hat mit Willem Buiter nun auch ein prominenter Kollege von der angesehenen London School of Economics die Idee des Negativzinses aufgegriffen. Die meisten deutschen Medien tun sich (noch) schwer damit, während es in der New York Times bereits zu lesen war.

Unter den Ökonomen scheint es zunehmend zu rumoren, was ein treffender Kommentar des britischen Professors und Politikers Robert Skidelsky belegt:

"Wenn es also darum geht, jemandem den Schwarzen Peter zuzuschieben, dann gebe ich eher den Ökonomen als den Bankern die Schuld für die Krise. Sie etablierten das Ideensystem, das Banker, Politiker und Aufsichtsbehörden dann angewandt haben. John Maynard Keynes schrieb einst, dass „praktische Menschen, die sich selbst für relativ immun gegenüber geistigen Einflüssen halten, gewöhnlich die Sklaven irgendeines verblichenen Ökonomen“ seien. Die meisten Mitglieder der heutigen Ökonomengilde sind freilich nicht verblichen, sondern weiter in der ideologischen Nachbarschaft Chicagos tätig. Man sollte ihre Annahmen rücksichtslos bloßstellen, denn sie hätten es fast geschafft, unsere Welt zu zerstören."

Keynes war es auch, der bereits rund um die letzte große Weltwirtschaftskrise die grundlegenden Ideen von Silvio Gesell für ein anderes Geld lobte. Geschichte wiederholt sich eben doch - hoffentlich nur in Teilen!

Dienstag, 5. Mai 2009

Lachen statt Lesen, Teil II: Erwin Pelzig über fließendes Geld

Die Idee fließenden Geldes macht die Runde. Nach der New York Times und der Financial Times Deutschland hat nun auch das ZDF das Thema etwas konkreter aufgegriffen, in "Neues aus der Anstalt" (ab Minute 8:32)...



Im vergangenen Jahr hatte sich Kabarettist Georg Schramm die Schulden des Bundes als Thema vorgenommen - ebenfalls sehenswert!