Samstag, 26. Dezember 2009

Frohes Fest mit Feige

Ein wunderbares Fundstück für eine anregende Lektüre zwischen den Feiertagen mit einem guten Vorsatz für eine nachhaltige Zukunft der Finanzwelt - vielleicht schon ab nächstem Jahr?
"An der Wall Street sitzen heute unsere klügsten Köpfe und verbringen ihre Zeit damit, kleinste prozentuale Unterschiede in Aktien- oder Wechselkursen auszunutzen, um mit dieser Mini-Differenz Geld zu verdienen. Das ist doch eine Verschwendung intellektueller Ressourcen! Für die Gesellschaft wäre es wesentlich besser, wenn diese hervorragend ausgebildeten Leute an wirklichen Problemen arbeiteten: Etwa wenn sie sich Gedanken machten über die Energiegewinnung oder wenn sie andere Techniken und Prozesse entwickelten."
Bei "brand eins" hat der Ökonom Edgar Feige zu Beginn des Jahres verraten, wie er das mit einem völlig neuen Steuersystem ("APT-Steuer") erreichen will. Dabei beweist er auch einigen Erfindungsreichtum für die konkrete Umsetzung - mit einer "Guerilla-Aktion der Geheimdienste"

Entdeckt hat das übrigens die Redaktion von Humane Wirtschaft. Bei der Gelegenheit möchten wir uns auch bei allen anderen Ideengebern in diesem Jahr bedanken!

Alle Jahre wieder: die Verteilungsfrage anno 1969

Kaum zu glauben, wie deutlich der SPIEGEL im Jahr 1969 die ungerechte Vermögensverteilung unter dem bezeichnenden Titel "Paradies der Reichen" an den Pranger gestellt hat:
"Die westdeutsche Sozial-Pyramide gleicht einer Platte, aus deren Zentrum eine Nadel aufragt. Über einer breiten Masse motorisierter Konsumenten und Kleinsparer erhebt sich eine dünne Spitze Multi-Reicher - nicht unähnlich jener Besitzkaste im letzten deutschen Kaiserreich, die der Philosoph Ernst Bloch als 'Fettbourgeoisie' kennzeichnete."
Ein schönes Geschenk wäre es, wenn die Journalisten auch heute so kritisch nachfragen würden, wer auf wessen Kosten leistungsloses Einkommen erzielt!

Samstag, 19. Dezember 2009

Die Kapitulation von Kopenhagen

"Für Irritationen dürfte auch der Beitrag der USA zu den Finanzhilfen an die Entwicklungsländer sorgen. US-Außenministerin Hillary Clinton und Präsident Obama hatten zuvor mit großem Tamtam angekündigt, dass die USA den Hilfsfonds für die Entwicklungsländer unterstützen würden - aber den Beitrag verschwiegen. Jetzt wird klar, warum das geschehen sein könnte: Dem Entwurf zufolge wollen die USA von 2010 bis 2012 insgesamt 3,6 Milliarden Dollar überweisen - das ist etwa ein Drittel des Betrages der EU und in etwa das, was die USA alle 60 Stunden für ihr Militär ausgeben."
Wenn das - wie bei SPIEGEL online gemeldet - der größtmögliche Beitrag eines weltweit gefeierten Hoffnungsträgers und frisch gekürten Friedensnobelpreisträgers ist, kann einen das Scheitern des Weltklimagipfels nicht überraschen. Wenn man die Hintergründe dieser mit Zahlen eindrucksvoll belegten Diskrepanz kennt, erst recht nicht: Die Umwelt wird einfach weiter für mehr Wirtschaftswachstum geopfert; egal, ob durch Autos, Weltraumtourismus oder Krieg generiert.

Donnerstag, 10. Dezember 2009

Kopenhagen - Ruhe vor dem Sturm?

Der erste Hype rund um den Weltklimagipfel in Kopenhagen ist vorüber. Die Zahl der Sonderseiten in den Tageszeitungen hat rapide abgenommen. In einer Woche, kurz vor dem Auftritt der Regierungschefs, wird das wieder ganz anders aussehen. Zeit für eine etwas andere Perspektive...

Zum Beispiel die von Dennis Meadows, der schon 1972 auf die "Grenzen des Wachstums" aufmerksam machte und der nun sagt: "Kopenhagen ist ein Täuschungsmanöver". Seiner Meinung nach kommen die nötigen Veränderungen erst dann zustande, wenn es eine Serie von Krisen, eine abrupte Umweltveränderung gäbe. Erst dann werde die Bereitschaft da sein, wirklich etwas zu tun: "Solche Gelegenheiten muss man dann nutzen. Bei der Finanzkrise hat man sie leider nicht genutzt. Da ist die Gelegenheit, etwas zu ändern, trotz Krise verpufft."

Das ist doppelt bitter, denn es gibt einen unmittelbaren Zusammenhang, den uns auch der neuste Krisengipfel vor Augen führt. Angesichts der Finanz- und Wirtschaftskrise tun sich die Staaten mit Klimaversprechen schwer. Schließlich brauchen sie jetzt vor allem eines: dringend mehr Wachstum. Ein klassischer Teufelskreis.

Was dabei am Ende heraus kommen könnte, wurde auch schon vor einiger Zeit beschrieben. Es ist nicht wie Meadows fast dreißig, aber immerhin schon mehr als fünfzehn Jahre her. Damals kam "GO! Die Ökodiktatur" von Dirk C. Fleck ("Das Tahiti-Projekt") als Buch heraus. Nun ist es als Hörbuch/-spiel erschienen (mit kostenlosen mp3-Hörproben).

Schon früher hieß es in einer Kritik von Greenpeace: "Ein beklemmendes Buch. Mehr Prognose als Fiktion. Es braucht immer weniger Fantasie, um sich vorzustellen, dass sie wahr werden könnte." Und der Hessische Rundfunk meinte: "Dieser Roman wird mit jedem Jahr erschreckend aktueller." Es wäre eine gute Unterhaltung für den Flug nach Kopenhagen und die eine oder andere Sitzung beim Klimagipfel!

Die Kehrseite der Medaille - Vermögen & Schulden in Kärnten

"Haiders Vorzeigeland steht vor dem Finanzkollaps" ist online zu lesen. Im Mittelpunkt steht dabei Harald Dobernig, Finanzlandesrat von Kärnten, 29 Jahre jung und zuvor drei Jahre im Vorzimmer von Jörg Haider sowie einige Monate als Praktikant bei der Hypo Alpe-Adria tätig, deren Schulden nun ein weiteres Loch in den Haushalt reißen.

Noch interessanter als diese Personalie sind die nackten Zahlen aus Österreich. 2,2 Milliarden Euro Schulden haben Kärnten und seine ausgegliederten Unternehmen angehäuft – "mehr als ein Jahresbudget des Landes." Bis 2014 soll das Minus bis auf 3,7 Milliarden Euro wachsen, unter anderem weil ständig neue Ausgaben für populistische Wohltaten anfallen und die (einmaligen!) Einnahmen aus dem Verkauf des Tafelsilbers nicht ausreichen.

Demgegenüber steht der "Zukunftsfonds" Kärntens - offenbar der ganze Stolz der Landesregierung. Mit den Zinsen daraus sollen nachhaltige Zukunftsprojekte finanziert werden. Dumm nur, dass der Fonds mit geschätzen 750 Millionen Euro (aus dem Verkauf von Hypo-Anteilen) deutlich kleiner ist als die Summe aller Schulden. Das Land bezahlt die "Zukunftsprojekte" also mit den für die Schulden fälligen Zinsen selbst - und vermutlich noch einen schönen Batzen mehr. Sowas nennt man dann wohl Selbstbetrug oder Volksverdummung.

Besten Dank für den Hinweis via Twitter!