Donnerstag, 26. März 2009

Erst informieren, dann mitreden!

Faszinierend, welche unfassbar schnellen Reflexe die Wachstumskritik von Bundespräsident Köhler auslöst. Die Ökonomen, die die Krise weder verhindert noch vorhergesagt haben, greifen das Staatsoberhaupt auf direktem Wege an.

Ein Nachdenken findet trotz zahlloser guter Gründe offenbar überhaupt nicht statt - zumindest bei den Wortführern, die bei Köhler eine "erste Spur der Resignation" ausmachen und trotz immer häufiger platzender Blasen eine weiterhin auf Wachstum ausgerichtete Politik fordern.

Was sich Köhler in seiner Berliner Rede auch gewünscht hat, war "eine angemessene Selbstkritik der Verantwortlichen". Schön wäre es, wenn Sie zumindest erstmal in Ruhe nachdenken und sich mit der Wachstumskritik tatsächlich auseinander setzen würden!

Mittwoch, 25. März 2009

US-Eliteuni entdeckt die FAIRCONOMY

Üblicherweise unterrichtet er Volkswirtschaftslehre an der Harvard-Universität oder schreibt Standardwerke wie "Grundzüge der Volkswirtschaftslehre" oder "Makroökonomik". Nun hat sich Nicholas Gregory Mankiw alias N. Gregory Mankiw alias Greg Mankiw von einem seiner Studenten inspirieren lassen.

Und was ist dabei heraus gekommen? Eine ziemlich geniale Idee, die sich nicht als die neuste heraus gestellt hat, wohl aber das Zeug zu einer echten Waffe der Finanzpolitik hat, nachdem die Leitzinssenkung der US-Zentralbank sich genauso als Rohrkrepierer heraus stellen dürfte wie die jüngste staatliche Billionen-Dollar-Investition.

Ein Kollege hat Mankiw darauf gebracht, dass Silvio Gesell auf die gleiche Idee gekommen ist - vor weit über einhundert Jahren. Und es kommt noch besser: Offenbar liest man auch im US-Finanzministerium die Blogeinträge des Harvard-Professors. In einem seiner Texte beschwert er sich nämlich darüber, dass er für seine im Oktober 2008 entstandene und nun von der Regierung vorgebrachte Idee nicht mal zitiert worden ist. :-)

Es besteht also nicht allzu viel Hoffnung für das G20-Treffen Anfang April. Aber so im Laufe des Septembers könnte es dann etwas werden mit einem konkreten Vorschlag für ein nachhaltiges Finanzsystem. Bis dahin empfiehlt sich die Lektüre einer aktualisierten Fassung des Gesell-Ansatzes: "Das Geldsyndrom" von Helmut Creutz (coming soon in English - get a bookmark NOW).

Fotos am Times Square statt Hilfe für Opel

Mit viel Tamtam schaltet sich ein Politiker nach dem anderen in die staatliche Rettungsaktion für Opel ein. Diesmal war Wirtschaftsminister Guttenberg an der Reihe und bekam danach ausgerechnet von Hessens Ministerpräsident Koch Unterstützung. Während SPD und Gewerkschaft die Ergebnisse der USA-Reise als wenig hilfreich einordneten, war Koch laut SPIEGEL "angetan".

Bemerkenswert sind dagegen die konkreten Aussagen von Koch, der die Opel-Mitarbeiter auf weitere Zugeständnisse einstimmte: "Um die Schließung von Werken oder Werksteilen zu verhindern, seien noch größere Opfer der Arbeitnehmer die Voraussetzung, sagte der CDU-Politiker der "Leipziger Volkszeitung'."

Auch in der Krise gelten also die alten Spielregeln: Alle müssen den Gürtel enger schnallen, mit Ausnahme von Banken, anderen Beziehern leistungsloser Einkommen und reiselustigen Politikern.

Montag, 9. März 2009

Irrtum oder Absicht?

Prof. Dr. Hanno Beck, Volkswirtschaftler und Publizist, hat in einem kurzen Kommentar für die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) die "Freigeldlehre" in die Mangel genommen. Heraus gekommen ist dabei unter anderem das hier:

"Auch der Zins steht nach der Auffassung vieler Anhänger alternativer Geldpolitik einer gesunden Wirtschaft entgegen, weswegen er abgeschafft werden solle."

Da er in den Zeilen zuvor (im gleichen Absatz) von Freigeldlehre, Schwundgeld und Freigeldanhänger[n] schreibt, bezieht er wohl auch diesen Satz auf die "Freigeldlehre". Das Problem daran ist: Die Aussage ist falsch. Vom Abschaffen des Zinses ist beim Freigeld (siehe auch Fließendes Geld, FAIRCONOMY, Freiwirtschaft, Humanwirtschaft, Humane Wirtschaft) nie die Rede.

INWO-Autor Helmut Creutz beschreibt diesen sehr gängigen Irrtum unter der Fragestellung "Zinsen verbieten, abschaffen oder senken?". Ein INWO-Kommentar hat diesen Reflex wissenschaftlicher "Experten" bereits vor einigen Tagen erahnt.

Durchaus möglich, dass es sich auch bei Prof. Beck um einen (vor allem für die FAZ und den Professor) bedauerlichen Irrtum handelt, der durch eine kurze Recherche (geschickterweise gleich so) zu verhindern gewesen wäre. Kann aber auch sein, dass hier (wie dort) absichtlich Stimmung gemacht wird, anstatt sich in einen ernsthaften Diskurs zu begeben.

Donnerstag, 5. März 2009

Ein Blick in den RückSPIEGEL

Ein interessanter Blick in die jüngste Geschichte der Finanzpolitik: Bundesfinanzminister Eichel holte die Hedgefonds aus der Schmuddelecke, Lobbyisten schrieben (und schreiben!) in den Ministerien an Gesetzen mit und Hessens Ministerpräsident Roland Koch wollte den Börsenplatz Frankfurt zu einem noch deregulierteren London (siehe auch Let's make money) machen.

Kaum zu glauben, wie sich die Zeiten und die Aussagen der Politiker ändern! Oder, um es mit den Worten des aktuellen Finanzministers und ehemaligen Finanzmarktfans Peer Steinbrück zu sagen:

"Erkenntnis und Hochverrat ist immer eine Frage des Datums"