Samstag, 29. Oktober 2011

Zinskritik bei Beckmann in der ARD

Der ARD Talkmaster Beckmann hat in seiner Sendung vom Donnerstag den 27.10.2011 drei prominente Zinskritiker zu Wort kommen lassen. Ein weiterer Hinweis darauf, dass die freiwirtschaftliche Zinskritik mit dem drohenden Zusammenbruch des Währungsgefüges salongfähig wird.  Europa vor dem Abgrund – wie sicher ist unser Geld? lautete der Titel der Sendung. Dem aufmerksamen Zuschauer wurde klar, dass es grundlegende Korrekturen braucht und dass mit der Umlaufsicherung für Geld auch Ideen vorliegen.


Tristan Abromeit fasst das Wesentliche der Talkrunde zusammen.
Mir wurde die Sendung als etwas Besonderes angekündigt, weil dort Franz Hoermann, Professor für Unternehmensrechnung in Wien auftreten würde, der für die Abschaffung des Geldes eintreten würde. Siehe auch: www.Hoermann/new

Die Hauptgesprächsteilnehmer von Reinhold Beckmann waren: Ex-Finanzminister Theo Waigel, Wirtschaftsminister Philipp Rösler sowie Börsenexperte Dirk Müller.Erst konnte ich der Sendung nicht viel abgewinnen, da das, was gesagt wurde, in den letzten Tagen schon x-mal in den Medien gesagt wurde. Als ich schon als Zuschauer kapitulieren wollte, zog Beckmann dann doch noch zusätzliche Gäste in das Gespräch ein. Es war ein Verbraucherschützer und ein Vorstandsmitglied der GLS-Bank, nämlich Andreas Neukirch. Die GLS-Bank an deren Vorüberlegungen zur Gründung ich Anfang der 70er Jahre beteiligt war stellt sich auf ihrer Homepage wie folgt vor: Die GLS Bank ist die erste sozial-ökologische Universalbank der Welt. Mit uns investieren Sie in menschliche Bedürfnisse, bewahren und entwickeln die natürlichen Lebensgrundlagen und erzielen eine angemessene ökonomische Rendite sowie Entwicklungschancen für die Zukunft ..“
Hinzu kamen dann noch der Gründer der Regionalwährung CHIEMGAUER Christian Gelleri und dann noch der angekündigte Prof. Hörmann, der von der Zuschauerbank in die Tischrunde eingeladen wurde. Was mit dem Chiemgauer bewirkt werden soll, kann unter http://www.chiemgauer.info/ in Erfahrung gebracht werden. 

Personen und Äußerungen die für mich dann letztlich doch bemerkenswert waren:

Zu Philipp Rösler: Er ist ja ein netter Kerl, seine Beiträge hören sich dann aber wie im Schnellverfahren angeeignete Sprachregelungen seiner Partei an. Die Verlautbarungen der FDP insgesamt lassen nicht erkennen, daß das liberale Basiswissen der Freiwirtschaft in der FDP angekommen ist. Sowohl die diesbezüglichen Bemühungen vom Vorstandsmitglied des Seminars für freiheiliche Ordnung, Eckard Behrens, wie auch meine eigenen in fast zehnjähriger Mitgliedschaft in der FDP haben nicht gefruchtet. Außerdem macht Rösler – um seine Kompetenz und die der FDP zu unterstreichen - den Fehler, sich auf FDP-Größen zu berufen, die ja durch ihre politische Fehlsichtigkeit die heutige ökonomische Situation mit verursacht haben.

Zu Theodor Waigel: Hier sind es drei Aspekte, die mir in Erinnerung geblieben sind:
a) Waigel legte dar, daß der Euro kein Produkt der politischer Erpressung der Franzosen war, die den Euro als Preis für die Zustimmung zur Vereinigung der beiden deutschen Republiken diktiert hätten. Die Vorbereitungen zur Einführung des Euro seien schon angelaufen, als die Vereinigung noch nicht in Sicht war.

b) Waigel begrüßte ausdrücklich die Regionalwährungen und sah sie nicht im Gegensatz zum Euro.
Waigels Aussagen zur Stabilität (Preisniveaustabilität) des Euros waren nicht ganz ohne Widerspruch. Was ich hier erwähnen möchte, ist, daß er sagte, die EZB hätte den Ankauf von (zweifelhaften) Staatsanleihen an anderer Stelle kompensiert, so daß vom Ankauf keine inflationären Gefahren ausgehen. Wenn dem so ist, hat die EZB gute Werte (Devisen, gute Forderungspapiere oder Gold) gegen schlechte ausgetauscht. Daß bedeutet dann aber, daß die Verluste aus den faulen Papieren sozialisiert wurden bzw. werden. Wer sich mit den Statistiken der EZB befaßt sollte das überprüfen.

Zu Dirk Müller: Dirk Müller, der zur Zeit ein gefragter Gast in Talkshows ist, hat einmal mehr den Zusammenhang von Schulden und Forderungen herausgestellt. Auch betonte er erneut, daß das auf Zins- und Zinseszins basierende Wirtschaftssystem immer wieder zusammenbrechen müßte. Seine Schwäche ist sein Verständnis vom Geld, womit er seine Aufklärungsbemühungen selber torpediert. Die Annahme, das die Banken Geld schöpfen könnten, führen seine Aussagen in eine Konfusion, die auch die Freude der Natürlichen Wirtschaftsordnung zu schaffen macht.

Zu Christian Gelleri: Erfreulich war, daß er in Kurzform das Prinzip der Umlaufsicherung des Geldes vortragen konnte. Zu diesem Thema müssen die Redaktionen der Medien mehr Informationen erhalten, damit bei ihnen das Bedürfnis sich entwickelt, die Umlaufsicherung des Geldes zu einem Hauptthema von Sendungen zu machen.

Zu Franz Hoermann: Das Bemerkenswerteste ist für mich die Tatsache, daß die Redaktionen unter dem Druck, die Vorgänge um Verschuldung und Währung nicht richtig erklären zu können, sich auch für Außenseiter öffnen. Über Hörmanns Ansichten insgesamt zu urteilen, steht mir schlecht an, weil ich zu wenig von ihm gelesen und gehört habe. Er scheint aber wesentliche Positionen von Dirk Müller zu teilen. Die Idee, daß Geld abschaffen zu wollen, ist sicher eine Theorie-Verirrung und wäre mit der Durchsetzung ein Rückschritt, weil sowohl die Arbeitsteilung wie auch die Preisbildung das Geld zur Voraussetzung haben. Wir können den Bemühungen von Prof. Hörmann aber auch Positives abgewinnen, denn auch Verirrungen vermögen erstarrte Theorie-Fronten aufzubrechen. Und nichts ist wichtiger als das offene, vorurteilslose Gespräch über unsere Ökonomie insgeamt und über das Geld ins besondere. 

 Tristan Abromeit, 28.10.2011 
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