Mittwoch, 19. Dezember 2012

Grundsterer zeitgemäß gestalten


Die INWO unterstützt den

Aufruf "Grundsteuer:Zeitgemäß!"
Der Aufruf wurde von mehreren Bürgermeistern aus verschiedenen Bundesländern, dem Naturschutzbund
Deutschland e.V. (NABU) sowie Prof. Dr. Dirk Löhr von der Hochschule Trier erarbeitet und heute veröffentlicht. Die entsprechende Internetseite www.grundsteuerreform.net ist freigeschaltet. Der Aufruf richtet sich an die
Finanzminister der Länder und an die kommunalen Spitzenverbände. Bereits zahlreiche weitere Bürgermeister und Verbände unterstützen den Aufruf. Die Unterzeichner wollen, dass im Vorfeld der bevorstehenden Reform der
Grundsteuer auch Varianten untersucht werden, bei denen nicht mehr Boden und Gebäude, sondern nur noch der Boden besteuert wird. Eine solche rein bodenbasierte Grundsteuer befördert Investitionen in Gebäude, stärkt die
Ortskerne, hilft Natur und Landschaft vor weiterer Zersiedlung zu bewahren und hat zahlreiche weitere soziale und wirtschaftliche Vorteile. Über die Internetseite www.grundsteuerreform.net können sich Bürgermeister, Verbände
und auch private Unterstützer dem Aufruf anschließen. Jede Stimme zählt!"
Machen Sie mit und tragen Sie di Inintiative in Ihren Verband, führen Sie die Diskussion in Ihrer Partei oder in Ihrem Parlament. Bringen Sie Bewegung in die gesellschaftliche Diskussion.

Dienstag, 17. Juli 2012

Geldsysteme sind kein Naturgesetz

Im Handelsblatt schreibt Herbert Walter, der ehemalige Chef der Dresdner Bank, am 22.05.12 "Geldsysteme sind kein Naturgesetz". Der sehr lesenswerte Artikel zeigt, dass auch maßgebliche Entscheidungsträger die Selbstzerstörungsdynamik unseres Geldsystems erfassen können. Mit seinen zentralen Thesen könnte Herbert Walter Ehrenmitglied der INWO werden. Hierzu und zu weiteren Medienerscheinungen gibt es Kommentare im INWO-Medienspiegel. Außerdem hat Beate Bockting mit Herbert Walter ein Interview für die FAIRCONOMY-Zeitschrift geführt.

Freitag, 29. Juni 2012

Offener Brief zur ESM Abstimmung im Bundestag

Folgend dokumentieren wir einen offenen Brief des "Bündnis für die Zukunft"


An alle Mitgl. des Dt. Bundestages
Platz der Republik
D-11011 Berlin

Offener Brief
zur bevorstehenden Abstimmung über den Fiskalvertrag
sowie über den dauerhaften Euro-Rettungsschirm (ESM), am 29. Juni 2012.
Hannover, 27. Juni 2012
Sehr geehrte Mitglieder des Deutschen Bundestages (und sehr geehrte Mitglieder des Bundesrates).
Die Einigkeit Europas in seiner Vielfalt muss erhalten bleiben.
Bitte zerstören sie die politische Annäherung und kulturelle Vielfalt Europas nicht, indem sie einzelne
Staaten aus dieser Gemeinschaft entfernen, nur weil diese die Wünsche der Kapitalbesitzer nach
leistungslosem Profit nicht mehr erfüllen können.
Die eigentliche Ursache der Finanz-, und Wirtschaftskrise liegt in der ständigen leistungslosen
Selbstvermehrung des Geldes durch Zins und Spekulation, die bei allen Investitionen in die
Realwirtschaft „abschöpfend“ beteiligt sein will und nur dort Geld zur Verfügung stellt, wo dieser Tribut
in der gewünschten Höhe entrichtet wird.
Einer übernationalen Finanzbehörde deshalb unumkehrbare Machtbefugnisse zu erteilen, ist der
Einstieg in eine weltweite Finanzdiktatur. Die Abhängigkeiten Europas von den Internationalen
Finanzmärkten werden damit nicht beseitigt, sondern dauerhaft festgeschrieben. Außerdem wächst so
die Gefahr von sozialen Unruhen, bis hin zu kriegerischen Auseinandersetzungen.
Die gesellschaftszerstörende Funktionsweise des Schuldgeldsystems muss darum durch ein
umverteilungsneutrales und umlaufgesichertes Geldsystem ersetzt werden.
Das durch ein exponentielles Wachstum unrechtmäßig entstandene Geldvermögen mit seinen
unerfüllbaren Tributforderungen muss durch ein Schulden- und Zinsmoratorium gestoppt und durch
eine gerechte Geldreform zukunftsfähig gemacht werden.
Bitte bewahren Sie die politische Einigkeit und kulturelle Vielfalt Europas, indem Sie die dezentralen,
innerstaatlichen Zuständigkeiten besonders im Finanzbereich erhalten und ausbauen, statt unsere
demokratischen Gestaltungsmöglichkeiten einer finanzgesteuerten Europaregierung zu übereignen.
Denn schon der Dynastiegründer Mayer Anselm Rothschild verkündete: „Gib mir die Kontrolle über das
Geld einer Nation und es interessiert mich nicht mehr wer dessen Gesetze macht.“
Bitte stimmen Sie auch gegen diese Verträge, weil die Bundesregierung sie „verfassungswidrig“, unter
vorheriger grober Missachtung des Informations- und Mitwirkungsrechts des Parlamentes, durchsetzen
will.
- www.buendnis-zukunft.de -

Dienstag, 29. Mai 2012

Eine eurogedeckte und umlaufbeschleunigte Komplementärwährung für Griechenland

Plausible Lösungen für Griechenland werden in der Presse nur wenige diskutiert. Die meisten Vorschläge sind leicht modifizierte Altlasten, deren Wirkungslosigkeit oder Widersprüchlichkeit schnell aufgelistet sind. Ein wirklich plausibler und neuer Weg ist das Express-Geld. Wir dokumentieren eine Pressemitteilung vom 23.5.2012 und ergänzen sie mit unserer Forderungen an fortschrittliche Ökonomen: Wagt die entscheidende Innovation, setzt was wirklich Neues um und bringt es zum Erfolg.

Vier Möglichkeiten für Griechenland

Eine eurogedeckte und umlaufbeschleunigte Komplementärwährung ist der beste

Weg

von Christian Gelleri und Thomas Mayer

Angesichts der Neuwahlen in Griechenland am 17. Juni ist die Zukunft
Griechenlands im Euro wieder offen. Dabei ist die Frage ´Euro oder Drachme?`
falsch gestellt, denn es gibt konstruktive Wege dazwischen. Viele Volkswirte haben
inzwischen für Griechenland die Einführung einer Parallelwährung in verschiedenen
Modellen vorgeschlagen. Welche Möglichkeiten hat Griechenland jetzt und was sind
die Auswirkungen?

1. Lange Durststrecke durch Umsetzung der Sparmaßnahmen:

Bei Einhaltung des Konsolidierungsplanes würde Griechenland weiterhin die
Unterstützung der EU, der EZB und des IWF erhalten, zahlungsfähig bleiben und
zusätzlich Gelder aus dem EU-Strukturfonds erhalten, die etwa 2% des
Bruttosozialprodukts ausmachen. Doch trotz aller staatlichen Sparmaßnahmen
werden die Schuldenberge weiter wachsen, die Rezession mindestens zwei Jahre
andauern, die Arbeitslosigkeit auf einem hohen Niveau verharren und die Verarmung
weiter zunehmen. Damit sinken die Löhne weiter, was notwendig ist, um die
Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. Dies alles führt zu einer Verbitterung und
Radikalisierung in der Bevölkerung, die keinen Aufschwung erlebt.

2. Chaotischer Zusammenbruch durch Austritt aus dem Euro:

Wenn die neue Regierung das mit EU, EZB und IWF vereinbarte Rettungspaket
kündigt oder nicht weiter umsetzt, werden die Hilfszahlungen ganz oder teilweise
gestoppt. Zunächst würde der griechische Staat zahlungsunfähig und könnte
Gehälter, Renten, Lieferanten und den Schuldendienst nicht mehr bezahlen.
Aufgrund der Zahlungsunfähigkeit akzeptiert die EZB griechische Staatsanleihen
nicht mehr als Kreditsicherheit und damit sind alle griechischen Banken von der
Geldversorgung abgeschnitten und pleite. Gleichzeitig beginnt ein panikartiger Bank-
Run und Geldtransfer ins Ausland. Es wird so chaotisch, dass der Staat nur mit einer
zeitweiligen Sperrung der Grenzen, Einfrieren aller Konten und Wiedereinführung der
Drachme reagieren kann und Griechenland gleichzeitig aus dem Euroraum und der
EU austreten muss. Alle bestehenden Euroguthaben werden zwangsweise in
Drachme getauscht. Diese wird vermutlich bis zu 50% gegenüber dem Euro
abwerten, womit sich der Preis für alle Importwaren verdoppelt. Die Bevölkerung hat
über Nacht einen großen Einkommensverlust, Außenhandel ist nur noch gegen
Barzahlung möglich, Unternehmen haben Schwierigkeiten Rohstoffe und
Vorprodukte aus dem Ausland zu finanzieren. Das griechische Bruttoinlandsprodukt
würde nach Schätzungen um weitere 20% einbrechen. Zwar würde langfristig die
griechische Wirtschaft durch die starke Abwertung profitieren, doch zunächst müsste
der schockartige Einbruch verdaut werden.
Da der griechische Staat keine Euro mehr zur Verfügung hat, stehen alle
ausländischen Gläubiger vor einem weiteren radikalen Schuldenschnitt. Deshalb gibt
es Schockwellen in den internationalen Finanzmärkten. Allein Deutschland würde ein
Austritt bis zu 80 Mrd. Euro kosten. Vor allem aber könnte der Austritt Griechenlands
einen Dominoeffekt auslösen mit verheerenden ökonomischen und sozialen Folgen
für die gesamte Eurozone.

3. Mehr Wettbewerbsfähigkeit durch eine stark abgewertete Parallelwährung:

Ein Euroaustritt mit seinen negativen Wirkungen könnte vermieden werden, wenn der
Euro und eine neue Parallelwährung gleichzeitig gelten. Dies schlug zum Beispiel
der polnische Notenbankchef Marek Belka und der Chefvolkswirt der Deutschen
Bank Thomas Mayer vor, der sie "Geuro" nennt. Parallelwährungen für Griechenland
wird unter Volkswirten seit Monaten diskutiert. (Alle Konzepte sind auf
http://www.eurorettung.org/103.0.html dokumentiert).
Die Kernidee ist, dass der Staat beginnt ganz oder teilweise seine Ausgaben in
Schuldscheinen bzw. einer neuen Parallelwährung zu bezahlen. Entsprechend
weniger Euro-Hilfskredite benötigt er. Die Parallelwährung könnte entstehen durch
Schuldscheine des Staates, eine neue Notenbank oder durch Verbriefungen
staatlichen Eigentums.
Trotz der Einführung der Parallelwährung bleiben die bestehenden Eurokonten
unangetastet, so dass ein Bankrun und Panik in der Bevölkerung vermieden und die
Ersparnisse geschützt werden. Der neue Geuro ist gegenüber dem Euro frei
konvertierbar und wird deshalb vermutlich bis zu 50% abwerten. In Griechenland
würden die Waren also doppelt ausgezeichnet, Preis in Euro und aktueller Preis in
Geuro. Ausländische Waren werden für die Griechen entsprechend teurer, Exporte
aus Griechenland aber wesentlich billiger, was langfristig die Wettbewerbsfähigkeit
verbessert und der exportierenden griechischen Wirtschaft und dem Tourismus
Aufwind gibt. Gleichzeitig steigt die Inlandsnachfrage, denn ausländische Waren
werden unbezahlbar. Daraus ergeben sich notwendige Wachstumsimpulse für die
griechische Wirtschaft.
Da aber alle bestehenden in- und ausländischen Kredite in Euro lauten und deshalb
durch die abgewerteten Geuro-Einkommen nicht mehr bedient werden können,
müssen diese anteilig per Gesetz auf Geuro umgeschrieben werden. Für
ausländische Gläubiger bedeutet dies ein Verlust, es sei denn der Geuro würde im
Laufe der Jahre durch eine gute Haushalts- und Wirtschaftspolitik wieder an den
Euro anschließen. Da sich die griechischen Banken in Euro refinanziert haben, aber
jetzt Geuro-Kredite haben, müssen sie hohe Abschreibungen vornehmen, die sie
selber nicht verkraften können und müssen deshalb nochmal von der EU und der
EZB gestützt werden.
Durch eine frei konvertierbare Parallelwährung würden also die katastrophalen
Folgen eines Euro-Austrittes vermieden. Die drastische Abwertung trifft zunächst
Kunden und Unternehmen und macht große Probleme mit bestehenden Euro-
Krediten, doch langfristig wird die Wettbewerbsfähigkeit der griechischen Wirtschaft
verbessert. Der Aufschwung wäre absehbarer und Griechenland könnte früher aus
dem Schutz der Rettungsschirme entlassen werden. Deshalb ist diese Variante für
die anderen Euroländer vermutlich billiger als die beiden obigen Varianten.
Griechenland hätte Zeit sich zu entwickeln, bis irgendwann der Geuro nicht mehr
notwendig ist.

4. Konjunkturmotor und sanfter Weg mit Expressgeld:

Die Komplementärwährung, die von Christian Gelleri und Thomas Mayer (einem
Namensvetter des Deutsche Bank Chefvolkswirtes) in der Studie "Expressgeld statt
Euroaustritt" entwickelt wurde, ist anders konstruiert. Die Autoren gründeten vor zehn
Jahren den Chiemgauer, das größte Regiogeld Deutschlands und übertragen diese
Erfahrungen auf Griechenland.
Das Expressgeld ist an den Euro gekoppelt und durch hinterlegte Euro gedeckt und
wird vom Staat zusammen mit der Notenbank in Umlauf gebracht. Bei einem
Rücktausch von Expressgeld in Euro fällt eine Umtauschgebühr (Abflussbremse) von
10% an. Damit wird erreicht, dass das Geld im Land bleibt und das Expressgeld
gegenüber dem Euro etwas abgewertet ist, was der griechischen Wirtschaft nützt.
Dieser feste Wechselkurs ist für Unternehmen klar kalkulierbar und für die
griechische Bevölkerung verträglich. Durch die feste Koppelung an den Euro müssen
keine Eurokredite umgeschrieben werden, entsprechend fallen keine weiteren
Abschreibungen bei griechischen Banken an. Griechenland kann vollwertiges
Mitglied des Eurosystems bleiben, die griechische Notenbank hat nur die
Zusatzaufgabe Euro in Expressgeld zu tauschen. Für die Deckung des für
Griechenland notwendigen Expressgeldes sind etwa 13 Milliarden Euro notwendig,
diese müssen nicht extra finanziert werden, der Staat wechselt Euro in Expressgeld
und bezahlt damit seine Ausgaben.
Neben der Eurodeckung und Abflussbremse ist das Expressgeld vor allem mit einem
Umlaufimpuls versehen. Durch eine Nutzungsgebühr von 8% im Jahr wird der
Geldfluss beschleunigt, was die Wirtschaft antreibt. Die Grundidee ist: Wenn kein
zusätzliches Geld in die Wirtschaft eingeführt werden kann, weil es nicht da ist oder
sofort wieder abfließt durch Importe oder Geldflucht, muss man das vorhandene Geld
besser nutzen (Liquiditätsoptimierung). Wenn alle Beteiligten ihr Verhalten ändern
und das Geld schneller ausgeben, wird die Binnennachfrage massiv gestärkt und
Griechenland könnte nach Berechnungen schnell aus der Rezession
herauskommen. Eine Verdoppelung der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes, soweit
es in der Realwirtschaft bleibt und freie Kapazitäten vorhanden sind, führt zu einer
Verdoppelung des Bruttosozialproduktes.
Das Expressgeld fügt sich also nahtlos in das Eurosystem und die bestehenden
Vereinbarungen mit der Troika ein. Es gibt keine Probleme mit Eurokrediten. Durch
eine 10%-Abwertung wird die Wettbewerbsfähigkeit Griechenlands verbessert und
der Umlaufimpuls initiiert ein starkes Wirtschaftswachstum, das zu neuen
Arbeitsplätzen und mehr Steuereinnahmen führt. Den anderen Parallelgeld-
Konzepten fehlt dieser Konjunkturmotor, das Wachstum soll durch eine schmerzende
Abwertung entstehen. Dagegen vermeidet das Expressgeld alle finanziellen Schocks
und weitere Verbitterung der Bevölkerung und ist deshalb der sanfteste Weg zu
einem Aufschwung. (Weitere Infos zum Expressgeld unter http://www.eurorettung.org)

Kontakt:
Thomas Mayer, Tel. 0049-831-5709512, thomas.mayer@eurorettung.org,
www.eurorettung.org
Christian Gelleri, Tel. 08031-4698039, christian@gelleri.com, www.chiemgauer.info

Dienstag, 15. Mai 2012

Schwafeln oder denken

In Talkshows und Presserunden werden Auswege aus der Krisenentwicklung in bisher nicht gekanntem Ausmaß diskutiert. Erschreckend dabei ist nicht nur, dass längst widerlegte Ansätze aufgewärmt werden. Auch die Argumentation ist oft in sich widersprüchlich und vor allem werden Konsequenzen für vorgeschlagene Maßnahmen nicht zu Ende gedacht. Es fehlt an der Bereitschaft, Kausalitäten darzustellen und den Ursachen auf den Grund zu gehen.

Drei beliebte Ungereimtheiten:
Alle wollen Wachstum, doch keiner sagt genau, welches, wie viel und mit welchen Konsequenzen.
Staaten sollen sparen und Steuergelder effizienter einsetzen, als wenn man dies nicht schon seit Jahrzehnten versucht.
Der Markt soll mit billigem Geld versorgt werden. Dass diese Geldschwemme letztlich zur Geldentwertung führt, wird lieber verschwiegen.


Helmut Creutz fordert, die Zusammenhänge klar zu benennen. Nur wenn Ursache und Wirkung richtig erkannt werde, kann man die richtigen Schlüsse ziehen.


Weil, weil, weil….
Von den monetären Kettenreaktionen in unseren Volkswirtschaften und warum sie ständig wachsen und letztendlich kollabieren müssen!

Weil unsere Volkswirtschaften nur bei einem geschlossenen Geldkreislauf funktionieren, müssen alle Ersparnisse und Geldvermögensüberschüsse über Kredite wieder in die Wirtschaft zurückgeführt werden.

Weil diese Rückführungen heute nur über Zinsbelohnungen funktionieren, nehmen diese Geldvermögens-Überschüsse, aufgrund des Zinseszins-Effekts, jedoch mit wachsender Beschleunigung zu und damit auch der Kreditaufnahmezwang.

Weil das Wachstum der Wirtschaft mit dem der Geldvermögen schließlich nicht mehr Schritt halten kann, müssen die sich weiterhin vermehrenden Überschüsse zunehmend über Staatsverschuldungen in den Kreislauf zurückgeführt werden.

Weil jedoch auch diese Kreditaufnahme-Möglichkeiten der Staaten sehr bald an Grenzen stoßen, kommt es zu einem Ausweichen der Geldvermögen in die Spekulation und damit zu Exzessen, wie wir sie seit zehn Jahren erleben.

Weil sich schließlich selbst die Banken an diesen Spekulationen beteiligen müssen, kommt es auch hier zu astronomischen Verlusten, die am Ende von der Politik mit Steuergeldern aufgefangen werden müssen.

Weil mit diesen „Rettungsschirmen“ die Belastungen der Staaten noch mehr zunehmen, bleiben schließlich nur noch radikale Einsparungen bei Investitionen, Sozialausgaben oder Löhnen.

Weil diese Einsparungen die Verbraucher-Kaufkraft jedoch ebenso gefährden wie den sozialen Frieden, ist der einzige Ausweg die Flucht in noch mehr Wirtschaftswachstum, ohne Rücksicht auf die Umwelt.

Doch weil dieser Spielraum zwischen Rettung des sozialen Friedens auf Kosten der Umwelt, oder Rettung der Umwelt auf Kosten des sozialen Friedens immer kleiner wird, ist diese Alternative inzwischen ausgereizt! - Es sei denn, man dreht endlich jene „Flamme unter dem Kessel“ kleiner, die ihn immer mehr „zum Überkochen bringt“! Denn wenn in einem Organismus ein Teil rascher als das Ganze wächst, wie bei den Geldvermögen aufgrund des Zins- und Zinseszins-Effekts seit 1950 der Fall, kann dessen Kollaps nur eine Frage der Zeit sein! - Und „Dank“ der Blindheit unserer Wirtschaftswissenschaftler besteht auch noch die Gefahr, dass man nach diesem Kollaps (der schlimmer werden könnte als jener von 1929) wieder mit den gleichen Fehlern im System beginnt.

Helmut Creutz – 2012

Donnerstag, 15. März 2012

Aufgelesen

Was andere – mehr oder minder unmittelbar – über unser Thema und über uns schreiben. Der Glaube an unser westliches Wirtschaftssystem glich viele Jahre lang demjenigen an die Unsinkbarkeit der Titanic. Nachdem der Bug des Schiffes Kapitalismus bereits heftig am Eisberg rumpelt, steigt das Interesse am ramponierten Wirtschaftssystem, an den Ursachen, an Alternativen und damit an der Natürlichen Wirtschaftsordnung erheblich an – kein Wunder, denn "die Probleme, die es in der Welt gibt, sind nicht mit der gleichen Denkweise zu lösen, die sie erzeugt hat." (Albert Einstein angesichts der Weltwirtschaftskrise 1929)



Links zu Internetseiten zum Thema finden Sie nachfolgend in chronologischer Reihenfolge ihres Erscheinens. Eine Auflistung von Anselm Rapp. Weiter, von ihm zusammengestellte Links, finden Sie hier.

Ehrung für einen Reformer – In Oranienburg wurde an den 150. Geburtstag von Silvio Gesell erinnert
"Mit einer Gedenkveranstaltung am Grab Silvio Gesells auf dem Oranienburger Friedhof wurde am Sonnabend an den namhaften Wirtschafts- und Geld-Reformer erinnert. Gesell, dessen 150. Geburtstag sich am 17. März zum 150. Male jährt, gilt als der Begründer der Freiwirtschaftslehre. Sein Ziel war eine stabile und freiheitliche Marktwirtschaft durch Abschaffung des Geldzinses und des Privateigentums an Grund- und Boden."
(Ulrich Bergt in Märkische Allgemeine, 12.03.2012)
Audienz bei Silvio Gesell
"Er trat für einen freien, fairen, chancengleichen Wettbewerb ein. Für den Berliner Innovationskreis, der nach alternativen Ansätzen in Arbeit und Wirtschaft sucht, sind die Ideen von Silvio Gesell noch heute interessant – und ein Grund für einen Besuch in Eden."
(Heike Weißapfel in Märkische Oderzeitung, 11.03.2012)
Köthen: Fünf vor Zwölf in Sankt Jakob
"... waren Schlagzeilen zu lesen, die von der weltweiten Finanzkrise und Staatspleiten kündeten. Dem wurden Zitate von Persönlichkeiten wie Helmut Creutz, Margrit Kennedy und Dirk Müller entgegengesetzt, die sich für die Freiwirtschaft als Alternative zur bestehenden Wirtschaftsordnung stark machen. Ihre Zitate brachten auf den Punkt, was auf dem Geldkongress in Köthen sieben Tage Thema sein wird: Geld- und Bodenreform, Regionalgeld, eine nachhaltige Wirtschaft und bedingungsloses Grundeinkommen.
(Katrin Noack in Mitteldeutsche Zeitung, 11.03.2012)
Nicht auf Kosten der anderen – Die Kritik des Silvio Gesell an einem raffgierigen System
"Der am 17. März 1862 ... geborene Ökonom wollte der Wirtschaft eine Radikalkur verordnen. Die Fixierung auf das Geld ... hindert den Menschen daran, sich auf seine eigentlichen Qualitäten zu besinnen. Ein Unternehmer beispielsweise, der seinen Gewinn zur Bank trägt, weil ihm dies höhere Zinsen verspricht, als weitere Investitionen dies tun würden, unternimmt nichts mehr."
(Rolf Höller in Neues Deutschland, sozialistische Tageszeitung, 10.03.2012)
Wenn das Geld rostet
"Viele Notenbanken sitzen zurzeit in der Liquiditätsfalle. Um endlich daraus zu entrinnen, greift das US-Fed nun auf eine alte Idee zurück: Geld, das weniger wert wird. ... Mit dieser Geldpolitik greift Bernanke eine alte Idee auf. Sie stammt von Silvio Gesell, einem sehr erfolgreichen Kaufmann deutsch-argentinischer Herkunft."
(Philipp Löpfe in der Basler Zeitung, 03.02.2012)
Islamisches Finanzwesen: Gottgefällige Banker
"Der Koran wird deutlich: 'Diejenigen, die Zins nehmen, werden dereinst nicht anders dastehen als einer, der vom Satan erfasst und geschlagen ist.' In Sure 2, Vers 275 wird das ewige Höllenfeuer dem angedroht, der sich nicht an das Zinsverbot hält."
(Sabrina Ebitsch in Zeit Online, 27.01.2012)

Dienstag, 13. März 2012

Tim Jackson: Wohlstand ohne Wachstum.

"Wohlstand ohne Wachstum" gehört seit langem zu den Vortragstiteln einiger Fairconomy Referenten. Der Britische Autor hat den Titel aufgegriffen, ohne den Wachstumsmotor Zins explizit zu untersuchen. Wir möchten das Buch dennoch würdigen, mit einer Buchbesprechung von Professor Roland Geitmann.

Tim Jackson: Wohlstand ohne Wachstum. Leben und Wirtschaften in einer endlichen Welt. Hrsg. v. d. Heinrich-Böll-Stiftung. Aus dem Englischen von E. Leipprand. Mit Vorworten von Jürgen Trittin, Uwe Schneidewind und Barbara Unmüßig. Oekom Verlag 2011, 239 Seiten, 19,95 €.

Der Autor ist Professor für Nachhaltige Entwicklung am Zentrum für Umweltstrategien der Universität Surrey und leitendes Mitglied der britischen Regierungskommission SDC (Sustainable Development Commission), die im Jahr 2009 einen Bericht unter dem Titel „Prosperity Without Growth?!“  vorlegte. Hierauf stützt sich Jacksons Buch, mit dem er das Wachstumsparadigma nunmehr unüberhörbar infragestellt. „Ein neues Denken hat Einzug gehalten in die Welt der Ökonomie, und dieses Buch sollte zu den ersten gehören, die man dazu lesen sollte. Ein Buch wie ein Manifest“, kommentierte die Tageszeitung The Guardian.

„Unsere Technologien, unsere Wirtschaftsform und unsere sozialen Ziele lassen sich allesamt mit sinnvollem Wohlstand nicht vereinbaren. Unsere Vorstellung eines gesellschaftlichen Fortschritts, der auf ständig zunehmenden materiellen Bedürfnissen beruht, ist grundsätzlich unhaltbar.“ (S. 24) Im Anschluss an Amartya Sen wirbt Jackson dafür, Wohlstand weder über „Fülle“ noch über „Nutzen“ zu definieren, sondern als „Fähigkeit zum Gedeihen“ und dabei ökologische Grenzen und die Größe der Weltbevölkerung von vornherein mitzudenken.

Entschieden widerspricht Jackson der Illusion, die (dringend notwendige) „Entkoppelung“ zwischen Wirtschaftswachstum und Ressourceninanspruchnahme reiche allein aus. Zwar sei eine „relative“ Entkoppelung auf vielen Feldern gelungen; doch bedingt durch das Wirtschaftswachstum insbesondere der Schwellenländer seien die „absoluten“ Zahlen weiter gestiegen, was bei Fortsetzung ins Desaster führe. Deswegen sei es unausweichlich, die Struktur der Marktwirtschaften zu verändern.

Bei seinen Ansätzen zur Veränderung dringt Jackson nur zaghaft zur Rolle des Geldwesens vor. Zwar erkennt er die Tendenz zu Kreditausweitung, Überschuldung und entsprechenden Zinslasten sowohl der Verbraucher als auch des Staates. „Der Markt wurde durch das Wachstum selbst zerstört“ (S. 51), heißt es unter „Labyrinth der Schulden“ im Kapitel 2 über „Das Zeitalter der Verantwortungslosigkeit“. Doch dass Zinsrechnung und das entsprechende Abdiskontieren künftiger Effekte die Wirtschaft auf kurzsichtiges Denken programmieren und Wachstum erzwingen, bemerkt er nicht. Hier ansetzende Autoren und Ideen bleiben ausgeblendet. Erwähnung finden (S. 181 f.) lediglich die Tobin-Steuer zur Mäßigung internationaler Devisentransfers und die 100%-Reserve bei Krediten (J. Robertson, H. Daly, in Deutschland durch J. Huber bekannt unter „Vollgeld“).

Eine ökologische Makroökonomie sei erst noch zu entwickeln. Vorerst setzt Jackson auf die Festlegung von Obergrenzen und Reduktionszielen für Ressourcen und Emissionen, auf ökologische Steuerreform und Unterstützung des ökologischen Wandels in Entwicklungsländern. Statt zunehmende Arbeitsproduktivität und damit wachsende Arbeitslosigkeit zu begünstigen, solle in Arbeitsplätze, Dienstleistungen, Vermögenswerte und Infrastruktur investiert werden, was der öffentlichen Hand mehr Aufgaben zuweise. Die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung müsse soziale und ökologische Wirkungen mit erfassen, die Arbeitszeit gesenkt und besser verteilt werden. Ein solches Wirtschaftsmodell werde „weniger kapitalistisch“ sein.

Bei aller Zustimmung bedauert man als Leser die Lücke „Geld- und Eigentumsordnung“ und wünscht sich eine Begegnung der Ideenströme – z. B. durch Wahrnehmung dessen, was der britische Ökonom J. M. Keynes über Silvio Gesell schrieb oder was Dieter Suhr, Bernard Lietaer und andere auch in englischer Sprache über notwendige Veränderungen im Geldwesen publiziert haben. Denn umlaufgesichertes Geld wirkt ja in beiden Richtungen, erleichtert Wachstum, wo es erforderlich ist, ohne es über jeden Bedarf hinaus systemisch zu erzwingen, und ist deshalb vermutlich Kernvoraussetzung für eine Steady-State-Ökonomie.  

13. März 2012



 

Freitag, 2. März 2012

Expressgeld statt Euroaustritt

Der INWO ist es ein zentrales Anliegen, Zentralbankgeld so zu gestalten, dass es dauerhaft wachstumsneutral und nachhaltig ist. Auf dem Weg dorthin braucht es noch viel Erfahrung, Forschung und Feldversuche. Einen solchen Beitrag liefert das Regiogeld Chiemgauer. Wir möchten Sie daher auf einen Beitrag der Initiatoren Christian Gelleri und Thomas Mayer aufmerksam machen:

Expressgeld statt Euroaustritt

Die Bewältigung der Finanz-Euro-Krise ist möglich. Christian Gelleri und Thomas Mayer, haben einen umsetzbaren Lösungsvorschlag in Form von komplementären Währungen in Ergänzung zum Euro erarbeitet. Je unsicherer der Euro wird, umso wichtiger werden alternative Geldsysteme, die neben dem Euro funktionieren und die die Realwirtschaft stabilisieren. Den ganzen Artikel können Sie hier als .pdf(279 kb) herunterladen.

Christian Gelleri und Thomas Mayer, Februar 2012

Dienstag, 17. Januar 2012

Drachme als Notgeld

Ob verschiedene Parallelwährungen auf Dauer praktikabel sind, muss sich in der Praxis zeigen. Für die griechische Gesellschaft braucht es schnelle Lösungen. Ein Vorschlag ist die umlaufgesicherte Zweitwährung, wie sie in einem Leserbrief der Stuttgarter Zeitung erwähnt wird. Die INWO tritt für eine dauerhaft nachhaltig funktionierende Währung ein, die Parallelwährungen überflüssig macht. Bis dies mit dem Euro erreicht ist, sollten aber auch andere Wege beschritten werden.
 Klaus Willemsen


Drachme als Notgeld
Griechenland braucht die Drachme, aber nicht statt des Euro, sondern neben dem
Euro. Es braucht eine bessere Konjunktur, um die Probleme im Staatshaushalt lösen
zu können. Aber in Griechenland kann das Wirtschaftswachstum nicht mehr mit
Staatsausgaben, sondern nur noch mit geldpolitischen Maßnahmen gefördert
werden, die die private Nachfrage ankurbeln. Solche Maßnahmen sind nicht nur nach
einem Austritt aus der Währungsunion möglich, sondern auch beim (vorläufigen)
Verbleib, der die Austrittsprobleme erspart. Eine andere Geldpolitik wäre mit einem
Notgeld möglich, das neben dem Euro als Zahlungsmittel im Inlandsverkehr zur
Verfügung steht.
Vorbild kann das Regiogeld sein, dessen in Deutschland bekanntestes Beispiel der
Chiemgauer ist, der im Chiemgau ebenfalls neben dem Euro umläuft. Das
Wertverhältnis zum Euro ist 1:1; das erspart eine doppelte Preisauszeichnung; alle
Verträge lauten weiter auf Euro. Die Anregung der privaten Nachfrage erfolgt nicht
mit Abwertung und Inflation, wie sie mit einer nationalen Währung gemacht werden
könnten, sondern durch Geldhaltegebühren für das Notgeld. Der Gesetzgeber
könnte sein Notgeld nicht nur Drachme nennen, sondern ihm neben dem Euro als
gesetzliches Zahlungsmittel anerkennen. Der Staat könnte Gehälter und Renten in
der Drachme tätigen und diese auch annehmen, wenn Steuern zu bezahlen sind. Die
Drachme würde wegen der Geldhaltegebühren von niemand gehortet, sondern von
allen unverzüglich wieder ausgegeben. So könnte steigende private Nachfrage die
zurückgehende Staatsnachfrage nicht nur ausgleichen, sondern die
Gesamtnachfrage erhöhen, bis Vollbeschäftigung eintritt.

Artikel aus der STUTTGARTER ZEITUNG
STADTAUSGABE (Nr. 12)
vom Montag, den 16. Januar 2012, Seite Nr. 32
"Deep-Link"-Referenznummer '3acf03a4-3de7-11e1-8c0cfe7d7d36f3da'
LESERFORUM
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© 2012 STUTTGARTER ZEITUNG
Artikeltextausgabe http://digital.stuttgarter-zeitung.de/stz/servlet/articlepageservlet?page=...
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16.01.2012 18:52